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Warum ein Pedelec?
Das ist für mich recht einfach zu beantworten, denn leider liegen mittlerweile viele der schönen Alpen-Hochlagen in Naturschutzgebieten. Natürlich kann man da auch heute noch illegaler Weise mit der Endung oder dem Geländewagen hoch. Eine Zeit lang habe ich das auch gemacht, da mich meinen vom Zahn der Zeit angenagten Knie auf einem MTB neverever 2000 Höhenmeter und 40 km weit tragen würden.
Aber muss das sein?
Dank dem Pedelec kann ich heute ganz legal tief in die Wildnis eintauchen und an Orte gelangen, die mit dem Motorrad nicht mehr zu erreichen sind (vgl. Mont Chaberton).
Sucht euch also ein aufregendes Ziel und dann nicht warten sondern starten.

Dienstag, 15. Oktober 2019

Mont Malamot, Lac du Mont Cenis, mit dem Pedelec auf die höchsten Berge VI


Auf dem Weg nach Bardonecchia bietet es sich immer an nach den Strapazen in Val d' Isere und dem langen Weg über großen und kleinen St. Bernhard am Lac du Mont Cenis einen ersten Stopp einzulegen.
Zum einen ist der Weg um den See das optimale Warm-up nach dem langen Sitzen im Auto.

Zum
Zweitens ist das Hotel Malamot ein sehr guter Ausgangspunkt um die Runde um den See oder das Seitental mit zwei alpinen Abstechern (Fort la Turra und dem Mont Malamot) aufzupimpen.
Das Hotel liegt direkt an dem alten Ort, der seit dem Bau des Staudammes verlassen ist und dem Verfall preisgegeben wurde.


Hier endete die Bahnlinie aus dem Susa-Tal, da vor dem Krieg auch Italien hier endete und nicht einige km weiter südwestlich, wie es heute der Fall ist.
So sah die Bahn mal aus.
Das Bild stammt von meinem Alpenraid auf meinem indischen Motorrad.



Die alten Eisenbahntunnel sind aber auch heute noch teilweise begehbar und bieten eine abenteuerliche Variante zur parallel laufenden Straße.


Die Tunnel sind recht gut in Schuss. Man darf sich halt nicht von dem kleinen Wall vor der Einfahrt aufhalten lassen. Der soll nur die SUV's abschrecken, die sich hier gelegentlich schon mal festfahren.

Die Runde um den See ist eher was für Genussradler. Die Piste ist in sehr gutem Zustand mit fast null Verkehr. Sie führt offroad auf der einen Seite um den See. Wer möchte kann den Ring um den See dann über die Passstraße schließen. Auch diese bietet ausreichend platz für Radler und den Autoverkehr.
Die Steigungen sind überschaubar und ein Abstecher ins Seitental oder hinauf zu Fort Variselle kann ich nur empfehlen.
Der See wurde erst in den 60'er Jahren angelegt. In Ihm verläuft noch die alte Grenzlinie und wenn ich mich recht erinnere ein Hospiz.
Strategische Bedeutung erhielt der Pass erst in den 1870'er, als das junge Königreich Italien begann seine Grenzen zu sichern. Bis 1887 errichtete man fünf große Befestigungsanlagen um den kleinen See herum: die Forts Ronce, Variselle, Pattacreuse, Malamot und Cassa.  Zwei davon werden wir und jetzt gleich genauer ansehen.

Keine der Anlagen wurde je geschliffen. Das änderte sich erst ab 1947 (seit dem gehört das Plateau nicht mehr zu Italien). Mit dem Bau des Staudammes starb der Ort Gran Croce (siehe Bild) und Fort Cassa und das Hospiz versanken sprichwörtlich in den Fluten.
Ich hatte einmal das Glück über den Pass zu fahren (2012 oder 2013), als der See abgelassen war. Tatsächlich sieht man (ein wenig Gänsehaut inklusive)  noch die Befestigungsanlagen bzw. alte Staumauer und die Grundmauern des Hospizes.

Fort Variselle selbst ist am Ende des Staudammes etwas erhaben über dem See gelegen und mit dem Pedelec eine leichte Beute. Das Auto lässt man am Pass stehen. Die Wege hinunter zum Damm kann ich mit dem PKW nur eingeschränkt empfehlen, da diese oft stark zerklüftet und ausgewaschen sind. Ein Traum für Frontschürze, Spoiler und Ölwanne.
Der Damm ist sehr gut befahrbar. Die Schlaglöcher in der Piste rauben nur den Autos die Geschwindigkeit.
Von oben sieht Variselle so aus. Ein ziemlicher Brocken.


Fort Variselle ist eigentlich für Besucher gesperrt. Aber jetzt mal ehrlich, wenn man das ernst gemeint hätte, dann würde da nicht nur diese lächerliche Barke stehen.
Es geht über die Balken auf der alten Zugbrücke durch das Tor hinein in die Festung.


Keine Sorge, dass hält. Da bin ich vor einiger Zeit schon mit dem Motorrad rein.

Innen ist die Anlage recht weitläufig. Der Äußere Gebäudering ist von den Inneren Gebäuden entkoppelt.



Als die Festung gebaut wurde, da dachte man noch in den alten Verteidigungstaktiken wie zu Vaubans Zeiten.


Man kann die alten Gänge, Keller und Bastionen auch ohne Lampe erkunden, sollte aber auf die Decken achten, da von da oben doch einiges an losem Material nur auf eine gute Gelegenheit wartet sich zu lösen.
Der Weg um den See führt vom Damm kommend um Variselle herum.  Hinter dem Fort gabelt er sich und wenn man dem leicht ansteigenden Weg folgt, befindet man sich auf der Route hinauf nach Fort Malamot.



Sehr gediegen mäandert die Piste zum Fort Malamot anfänglich den Hang hinauf. Die Kehren liegen auf gemauerten Sockeln und die Piste bleibt noch ein paar hundert Meter in gutem Zustand, bis sie dann allmählich immer anspruchsvoller wird.
Nun wird es deutlich alpiner, die Luft wird dünner und der Weg schweißtreibender.
Man sollte das nicht wegen dem hoch gelegenen Startpunkt unterschätzen, denn das Fort liegt auf 2.820 Metern, was die Schneereste im Frühsommer erklärt.
Einige hundert Meter unter dem eigentlichen Fort erreicht man das alte Depot, in dem die Soldaten überwiegend lebten. Die Anlage ist vollständig zerfallen und bietet wenig Erkundenswertes. Aber für eine kurze Rast drängt sie sich geradezu auf, denn ab jetzt wird der Weg wirklich biestig. Das Geröll wird dicker und loser und das Wasser hat seine Bahn in die alte Piste geschliffen.
Der Weg über das Schneebrett war auch etwas mühsam, aber letztlich problemlos zu bewältigen. Nasse Füße gab es gratis dazu.



Vom Fort selbst ist nicht viel über. Die Rast verlegt man besser auf die Windgeschützte Seite der Fassadenreste. Hier sitzt es sich gemütlich in der Sonne und man kann die Socken trocknen. Ich genieße den strahlenden Sonnenschein und beobachte die Wolken, die 800 Meter unter mir über den Pass ziehen.


Wer möchte kann dem Weg  über die sich aufspannende kleine Hochebene folgen.  Eine fahrbare Abwärtspassage konnte ich nicht ausmachen. Die Wanderwege gingen alle recht steil in den Fels und da ich alleine war, empfand ich es als zu riskant diesen mit dem Rad zu folgen.


Morgen geht es dann am anderen Ende des Passes hoch zu Fort la Turra. Die Aussicht soll noch unglaublicher sein.

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