Intro

Warum ein Pedelec?
Das ist für mich recht einfach zu beantworten, denn leider liegen mittlerweile viele der schönen Alpen-Hochlagen in Naturschutzgebieten. Natürlich kann man da auch heute noch illegaler Weise mit der Endung oder dem Geländewagen hoch. Eine Zeit lang habe ich das auch gemacht, da mich meinen vom Zahn der Zeit angenagten Knie auf einem MTB neverever 2000 Höhenmeter und 40 km weit tragen würden.
Aber muss das sein?
Dank dem Pedelec kann ich heute ganz legal tief in die Wildnis eintauchen und an Orte gelangen, die mit dem Motorrad nicht mehr zu erreichen sind (vgl. Mont Chaberton).
Sucht euch also ein aufregendes Ziel und dann nicht warten sondern starten.

Donnerstag, 3. Oktober 2019

Colle Sommeiller, Bardonecchia il mio amore, mit dem Pedelec auf die höchsten Berge III

Nützt ja alles nix.
Die blöde Sonne gönnt sich, und somit auch mir, einfach keine Pause.
Also ab ins Auto und ab nach Bardonecchia. Der Eingang zum Sommeiller ist unser Ziel, denn da war ich noch nie ganz mit dem Rad oben.

Wegbeschreibung:
Der Weg hinauf lässt sich bis zum Rifugio oberhalb Lac Rochemolles recht gut bewältigen. Er ist nicht sehr steil und mit bis zu 5 Metern recht breit gehalten. Die Fahrbahn ist recht fest und es gibt auch einen Beipass für MTB's. Bis Rochemolles ist der Weg asphaltiert, aber es gibt nur sehr bedingt Parkplätze. Nach dem Rifugio geht es eine atemberaubende Serpentinenstraße (Schotter) heftig nach oben. Die Kehren sind ziemlich ausgefahren mit tiefen Anliegern, was mit dem Fahrrad aber nicht so sehr problematisch ist wie mit dem Motorrad. Dann geht es über eine Hochebene zum zweiten und dritten Plateau. Der Weg wird zunehmend schlechter. Der letzte Anstieg ist dann mit faust- bis handballgroßen Steinen garniert.



Das fängt schon gut an. Die Beine sind schwer von der Hüpferei gestern. So richtig will ich nicht in den Tritt finden, dabei geht es noch moderat bergan. Die rechte Schenkeloberseite will sich nach 3-4 km schon etwas verkrampfen und ich muss bereits jetzt den Akku moderat zuschalten. Zwar nur ECO, aber irgendwie dennoch schlecht für die Moral, da mir Sabine mit mächtig Akkueinsatz auf und davon radelt.


Die möchte aber nur bis zur Hütte und sich da in der Sonne aalen und kann sich das daher auch leisten.
Für mich geht der Weg weiter naufi auf Berg.
Motorräder und Autos werden seit 2 Jahren dort zur Kasse gebeten. Als Gegenleistung bekommt man dafür nix. Die Straße ist so schlecht oder gut wie jedes Jahr. Gelebter Umweltschutz also.





Langsam wird der Tritt runder, das Ziepen rechts bleibt.
Es geht die erste kehrengespickte Rampe rauf. Noch ist alles ECO, die Last nimmt zu, ab und an geht's aus dem Sattel. Kurzer Blick zurück ins Tal und sich versichern, dass das Rifugio auch auf ist.
Alles safe, weiter strampeln.
Erstes Plateau erreicht und zwei MTB's überholt. Ja, dass die kürzeste Übersetzung im Pedelec noch immer viel zu lange ist, bleibt Segen und Fluch. Man muss die Räder ohne Unterstützung überholen, muss aber akzeptieren, dass es nur ein von Elektronen geborgter Erfolg ist.
Lustigerweise kommen einem solche Gedanken auf dem Motorrad nie.


Zweite Rampe, die Piste wird holpriger. Der erste Balken vom Akkuladestand ist gelöscht und ich muss bereits auf Tour schalten. Irgendwie muss die Last vom Oberschenkel, denn es fühlt sich arg nach Krampf an.


Dritte Rampe. Jetzt werden die Brocken wirklich groß. Die Straßenreifen nerven durch heftiges Schieben und Ablehnung jeglicher Seitenführung.
Ohne Elektro hätte ich hier vermutlich die Lust verloren.

Schlussanstieg: Spätestens jetzt würde ich ohne Unterstützung wohl zum Teil schieben. Aber Kraft und Kondition sind vielleicht gar nicht mal so das Problem. Richtig nervig ist das ständige Balancieren durch die Felsen und Steine. So ein Fahrrad gibt im Vergleich zum Motorrad doch alles ziemlich pur an den Hintern weiter.


Oben. Es hat sich echt gelohnt. Der See hat noch Wasser und die tolle Aussicht zwingt einen förmlich, die letzten 50 Meter aufs Plateau zu erklimmen.




Und noch eine Etage weiter als mit dem Jeep geht es mit dem Fahrrad hinauf. Ein Blick auf den Parkplatz, den ich heute mal schneefrei kennenlerne.


Ich lerne ein paar CRF-Fahrer kennen, mit denen ich anschließend auch abfahre. So viel flotter ist man mit dem Motorrad gar nicht.













Die Abfahrt lässt einem wenig Zeit zum Verschnaufen. Im Schnitt schaffe ich so ca. 25, was aber auch bedeutet, dass man zu keinem Zeitpunkt aus den Pedalen kommt. Die Oberschenkel brennen und im Rücken ziept es.
Alles geht ungefiltert in die Beine und die Arme.
Die Handgelenke fühlen sich nicht schön an und meine Finger kleben an den Bremshebeln.

Bloß nicht den Sattel berühren.

Die Bremsscheiben laufen leicht blau an. Entweder ist es billiges Material oder ich zu fett oder zu ängstlich.


Bis zum 2. Plateau bin ich in der mir von Gott (also Sabine) gegebenen Zeit gekommen. Wenn ich jetzt in den Kehren Gas gebe, werd ich wohl pünktlich zu Kaffee und Kuchen wieder bei ihr sein.


Sabine wartet schon ungeduldig.
Denn es steht Stärkung in Form von Capu und Torta an. Die Speckplatte (sehr empfehlenswert) haben wir uns verkniffen, denn wir wollen ja heute Abend noch in unsere Lieblingspizzeria .


Ein Abstecher zum Wasserfall musste dann auf dem Rückweg aber doch noch sein. So oft war ich schon hier oben, immer hab ich es mir für heute aufgehoben.
Und Wasser gab es nach den heftigen Niederschlägen heuer ja reichlich.


Dem Wasser folgend geht es diesmal auf der anderen Seite des See zurück ins Tal.


Irgendwann wird mir auch klar, warum diesen Weg kaum ein Reisender in seinen Geschichten erwähnt. Mit dem Motorrad durch die Geröllmuren ist schon eine Herausforderung, die letztlich nicht belohnt wird. Aber dazu gleich mehr.


Der Weg am Fels entlang zur Staumauer ist Spitzenklasse und der See dieses Jahr eher eine trockene Angelegenheit.



Und hier enden dann die meisten Heldensagen aus dem weiß blauen GS Adventure Forum.
Selbst mit der CRF setzt man in der Mitte auf. Mit der Beta oder der Montesa geht es, wenn man oben das Vorderrad in der Luft hält.


Die Steilabfahrt war nach den Strapazen des Tages nur die zweite Wahl gewesen, für den Fall, dass der Weg über die Staumauer vor einem Zaun geendet hätte.
Hat er aber nicht und so kamen wir unserer Pizza ziemlich schnell näher.




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